Wenn es um psychische Gesundheit geht, sind deine Daten besonders schützenswert. Die Sorge, ob Online-Gespräche wirklich vertraulich bleiben, ist berechtigt und wichtig. Die gute Nachricht: Bei korrekter Umsetzung kann Online-Therapie genauso sicher sein wie ein Präsenzgespräch – in manchen Aspekten sogar sicherer.

Schweigepflicht gilt auch online

Grundsätzlich gilt: Die therapeutische Schweigepflicht ist formatunabhängig. Ob du deinem Therapeuten gegenübersitzt oder per Video sprichst, ändert nichts an seiner rechtlichen und ethischen Verpflichtung zur Verschwiegenheit. Diese Pflicht ist im Schweizer Strafgesetzbuch verankert und gilt für alle Gesundheitsberufe.

Der Unterschied liegt in der technischen Umsetzung: Während in der Praxis primär dafür gesorgt werden muss, dass niemand mithört, müssen bei Online-Sitzungen zusätzlich digitale Sicherheitsmassnahmen greifen.

Verschlüsselung: Das technische Rückgrat

Das Herzstück sicherer Online-Therapie ist die End-zu-End-Verschlüsselung. Das bedeutet: Deine Gespräche werden bereits auf deinem Gerät verschlüsselt, durchlaufen das Internet als unlesbarer Code und werden erst auf dem Gerät deines Therapeuten wieder entschlüsselt. Selbst der Plattformbetreiber kann nicht mithören.

Sichere Plattformen erkennen

Seriöse Therapeuten nutzen zertifizierte Plattformen, die speziell für Gesundheitsberufe entwickelt wurden. Diese erfüllen strengere Standards als allgemeine Videokonferenz-Tools:

Vorsicht bei Standard-Tools

Zoom, Skype oder Teams mögen praktisch sein, erfüllen aber oft nicht die Anforderungen für therapeutische Gespräche. Frage deinen Therapeuten explizit, welche Plattform verwendet wird und warum. Ein seriöser Therapeut kann diese Frage klar beantworten und wird sich für die Verwendung zertifizierter Plattformen entschieden haben.

Datenspeicherung und Patientendossier

Therapeuten sind verpflichtet, Behandlungsunterlagen zu führen. Auch bei Online-Therapie entstehen Notizen, Diagnosen und Behandlungspläne. Diese müssen sicher gespeichert werden – idealerweise auf Schweizer Servern, verschlüsselt und vor unbefugtem Zugriff geschützt.

Frage nach:

Diese Fragen zu stellen ist nicht unhöflich – im Gegenteil, ein professioneller Therapeut schätzt dein Sicherheitsbewusstsein und beantwortet sie transparent.

Deine Verantwortung: Sichere Umgebung schaffen

Auch du trägst zur Sicherheit bei. Technische Verschlüsselung nützt wenig, wenn dein Partner im Nebenzimmer mithört oder dein Bildschirm für Mitbewohner einsehbar ist.

Praktische Sicherheitsmassnahmen:

Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz

Die Schweiz verfügt über eines der strengsten Datenschutzgesetze weltweit. Das Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG) schützt deine Gesundheitsdaten besonders rigoros. Therapeuten müssen nachweisen können, dass sie diese Standards einhalten.

Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) überwacht die Einhaltung. Bei Verstössen kannst du dich dorthin wenden. Weitere Informationen findest du auf der Website des EDÖB.

Krankenversicherung und Datenschutz

Wenn die Krankenkasse die Kosten übernimmt, erhält sie eine Rechnung – aber keine Gesprächsinhalte. Therapeuten sind verpflichtet, nur das medizinisch Notwendige zu übermitteln (Diagnose, Behandlungsdauer). Die Inhalte deiner Gespräche bleiben geschützt.

Was tun bei Sicherheitsbedenken?

Hast du das Gefühl, die Plattform sei nicht sicher, oder sind technische Probleme aufgetreten? Sprich es sofort an. Ein professioneller Therapeut nimmt solche Bedenken ernst und sucht gemeinsam mit dir nach Lösungen.

Rote Flaggen, die dich misstrauisch machen sollten:

Fazit: Sicherheit ist machbar

Online-Therapie kann genauso sicher sein wie Präsenztherapie – wenn beide Seiten die notwendigen Massnahmen ergreifen. Wähle einen Therapeuten, der Datenschutz ernst nimmt, nutze sichere Plattformen und schaffe eine geschützte Umgebung für deine Sitzungen.

Deine psychische Gesundheit ist wichtig. Deine Privatsphäre auch. Beides lässt sich verbinden – digital und sicher.